30.03.2021

Spanien: Umstrittener Missionseinsatz – Neun Christen freigesprochen

Valencia: Bei Verkündigung mit Megafon in der U-Bahn kam es zur Panik

Valencia (IDEA) – Ein umstrittener Missionseinsatz von neun Christen aus Deutschland in der U-Bahn der spanischen Hafenstadt Valencia im August 2018 hatte jetzt ein juristisches Nachspiel. Bei der Verhandlung in Valencia wurden alle Beteiligten – ehrenamtliche Mitarbeiter der Initiative „Werde Licht“ (Soltau bei Hamburg) – freigesprochen. Das teilte ein Mitarbeiter des Werks, der aramäische Christ Sahin Kerti, der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA mit. Zum Hintergrund: Die Gruppe junger Männer – Afrikaner, Aramäer und Deutsche – war in Spanien unterwegs, um dort zehn Tage lang die christliche Botschaft zu verbreiten. Am letzten Tag ihres selbst bezahlten Einsatzes predigten sie nach Kertis Worten spontan in einem U-Bahn-Wagen mit einem Megafon. Dabei warnten sie vor einem Leben in Sünde und dem Konsum von Alkohol und Drogen. Ihre Ansprache auf Deutsch wurde auf Spanisch übersetzt. Mitreisende in einem anderen Wagen fühlten sich dadurch bedroht, gerieten in Panik und flohen nach einem Stopp des Zuges aus der Bahn. Die Deutschen wurden verhaftet und kamen nach sechs Tagen Haft gegen Zahlung einer Kaution von 3.000 Euro pro Person frei. 

Spanische Evangelikale gingen auf Distanz

Nach dem Vorfall hatten spanische Evangelikale den Missionseinsatz als nicht weise und Beispiel für einen Mangel an Einfühlungsvermögen bezeichnet. In einer gemeinsamen Erklärung erklärten die Spanische Vereinigung evangelikaler religiöser Organisationen (FEREDE) und der Regionale evangelikale Rat von Valencia, dass die in Spanien geltende Religionsfreiheit die Verkündigung der christlichen Botschaft an öffentlichen Plätzen erlaube, doch ausländische Organisationen sollten sich vorab über die zu beachtenden Regeln informieren. 

Richter: Deutsche waren nicht Verursacher der Panik

Wie Kerti nun mitteilte, fand der Prozess unter starker Beteiligung spanischer Medien statt. 13 Zeugen seien gehört worden. Der Richter habe deutlich gemacht, dass der Missionseinsatz nicht gegen spanische Gesetze verstoßen habe. Zugleich habe er sein Unverständnis darüber ausgedrückt, dass es überhaupt zur Panik gekommen sei, weil die Deutschen ein hölzernes Kreuz als christliches Symbol bei sich gehabt hätten. Nach den Worten von Kerti ist es in einem anderen Wagen der U-Bahn zur Panik gekommen, nachdem ein Reisender ausgerufen hatte: „Wir werden alle sterben.“ Im Wagen mit den Deutschen sei es dagegen ruhig geblieben. Der Richter habe die Angeklagten freigesprochen, weil sie nicht Verursacher der Panik gewesen seien. Wie Kerti weiter sagte, haben die Angeklagten das Verfahren genutzt, um auch im Gerichtssaal die christliche Botschaft weiterzusagen. 

Missionseinsätze an jedem Wochenende 

Die Initiative „Werde Licht“ verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, „bundesweit Menschen zu ermutigen, Jesus Christus als einzig wahren Gott und Erretter in den Städten zu bezeugen“. Man arbeite dabei nach dem biblischen Motto „Mache dich auf und werde Licht“ (Jesaja 60,1). Jeden Freitag und Samstag führe man vor allem in deutschen Großstädten Missionseinsätze durch, einmal im Jahr auch einen größeren Einsatz im europäischen Ausland.