30.10.2020

Pakistan: Entführung, Zwangsheirat und Zwangsbekehrung zum Islam

Kommission für Gerechtigkeit und Frieden: “Religiöse Minderheiten sehen sich mit wachsender Intoleranz konfrontiert”

Karatschi (Fides) - Nach dem jüngsten Fall der Entführung und Zwangsheirat bzw. Zwangsbekehrung der 13-jährigen Arzoo in Karatschi (vgl.AKREF 29/10/2020) bringt die Nationalen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (NCJP) ihr Bedauern über die wachsende Intoleranz im Land zum Ausdruck. Die erzwungene Bekehrung sei zu einem wichtigen Instrument für die Verfolgung von Christen und Hindus in Pakistan geworden, so die Kommission.
Nachdem die Eltern des entführten Mädchens beim Obersten Gericht der Provinz Sindh die Gültigkeit der Ehe ihrer 13jährigen Tochter beanstandet und deren Rückgabe erwirken wollten, wurde einer vom Entführer am 27. Oktober 2020 eingereichten Petition stattgegeben. Der Beschluss des Obersten Gerichts in Sindh besagte dass Arzoo Raja die Ehe freiwillig eingegangen und aus freim Willen zum Islam konvertiert sei. 
Die Nationale Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (NCJP) verurteilt dies aufs Schärfste. In einer gemeinsamen Erklärung betonen Erzbischof Joseph Arshad, Präsident der NCJP, und Pfarrer Pater Emmanuel Yousaf, Direktor der NCJP: „Leider ist die pakistanische Gesellschaft zunehmend intolerant geworden, und das Leben als religiöse Minderheit wird äußerst schwierig. Arzoos Fall wurde angezeigt, während es viele solcher Vorfälle gibt, die nicht einmal gemeldet werden. Arzoos Familie legte eine Geburtsurkunde vor, aus der hervorgeht, dass das Mädchen 13 Jahre alt ist und dass die Ehe mit Azhar gegen das geltende Gesetz „Sindh Child Marriage Restraint Act“ verstößt“. Der Fall erschüttere die gesamte gesamte christliche Gemeinde in Pakistan, heißt es in der Erklärung.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz und Präsident der Kommission, Erzbischof Joseph Arshad von Islamabad/Rawalpindi bekräftigt, dass "erzwungene Konversionen zu leicht und zu oft durch angeblich freiwillige Konversionen vertuscht werden, wodurch minderjährige Mädchen besonders gefährdet sind". Er forderte die Regierung auf, dafür zu sorgen, dass im Fall von Arzoo Gerechtigkeit gewährleistet ist und solche Vorfälle sich nicht wiederholen. "Es liegt in der Verantwortung des Staates, Gesetze zum Schutz seiner Bürger, insbesondere Minderjähriger, zu erlassen", so der Erzbischof.
"Die bedauernswerte Tatsache, dass erzwungene Konvertierung nicht als Verbrechen angesehen werden, und das Problem die Mehrheit der pakistanischen Bürger nicht betrifft“, so Pfarrer Emmanuel Yousaf abschließend, „ Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere minderjährigen Mädchen uns weggenommen, gewaltsam bekehrt und verheiratet werden. Von der Provinzversammlung von Sindh wurde bereits 2016 ein Gesetz gegen Zwangskonvertierungen eingeführt, das jedoch noch nicht genehmigt wurde. Die Regierung muss daran arbeiten, die in unserer Verfassung verankerten Rechte religiöser Minderheiten in Pakistan zu schützen ".
(SL) (Fides 30/10/2020)