31.12.2020

Pakistan: Mob setzt Hindu-Tempel in Peshawar in Brand

Ein Mob im Nordwesten Pakistans hat am Mittwoch einen jahrhundertealten Hindu-Tempel angegriffen und in Brand gesetzt

AKREF/Tübingen-Peshawar, Pakistan/  - Ein Mob im Nordwesten Pakistans hat am Mittwoch einen jahrhundertealten Hindu-Tempel angegriffen und in Brand gesetzt, wie die Behörden mitteilten.

Hindus sind die größte nicht-muslimische Minderheit in Pakistan, das 1947 die Unabhängigkeit von der britischen Herrschaft erlangte, als der Subkontinent in das mehrheitlich muslimische Pakistan und das mehrheitlich hinduistische Indien aufgeteilt wurde.

Videos, die von Einheimischen am Tatort gemacht und im Internet geteilt wurden, zeigten eine Menschenmenge, die  Wände des Tempels mit Steinen und Vorschlaghämmern zerschlug, während dunkler Rauch von einem großen Feuer im Inneren des Tempels in den Himmel stieg.

Der Tempel wurde zuerst in den frühen 1900er Jahren als Schrein gebaut, aber die lokale Hindu-Gemeinschaft verließ die Gegend in der allgemeinen Fluchtbewegung bei der Trennung Indiens 1947. Bis zum Jahr 1997 wurde der Ort von lokalen Muslimen besetzt. Im Jahr 2015 ordnete der Oberste Gerichtshof Pakistans die Rückgabe des Grundstücks und des darauf befindlichen Gebäudes an die Hindu-Gemeinschaft. Der  Wiederaufbau des Schreins wurde gefördert unter der als Kompromiss mit der Bevölkerung zur verstehenden Bedingung, dass er in Zukunft nicht mehr erweitert wird. Somit wäre der Sinn vom "Pakt des Omar", der die Angelegenheiten der Minderheiten in der islamischen Gesellschaft regelt, eingehalten.

Örtliche muslimische Geistliche hatten einen zunächst friedlichen Protest gegen die angebliche Erweiterung des Tempels in einer Stadt im Bezirk Karak in der nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa organisiert. Kleriker, die den Protest anführten, hielten aber provozierende Reden gegen die religiöse Minderheit, woraufhin die Menge den Tempel angriff.

Es war ein Mob und dann war niemand da, um sie davon abzuhalten, den Tempel zu beschädigen, beobachtete die Polizei und stellt fest, dass der größte Teil der Struktur beschädigt worden sei. Mindestens 30 Personen sind inzwischen von der Polizei im Zusammenhang mit dem Angriff verhaftet worden.

"Dies ist eine barbarische Art, mit Minderheiten umzugehen. Wir sind schockiert und verletzt ... und (der Vorfall hat) eine Welle der Unsicherheit in der Hindu-Gemeinschaft ausgelöst", sagte Haroon Sarbdyal, ein lokaler Führer der Hindu-Gemeinschaft, in einem Interview. Sarbdyal erklärte, dass die örtlichen Hindus zwar aus dem Dorf weggezogen seien, die Gläubigen aber immer noch jeden Donnerstag dorthin reisten, um den Schrein zu besuchen.

Erfreulicherweise hat Pakistans Ministerin für Menschenrechte Shireen Mazari den Vorfall auf Twitter verurteilt. Anfang dieses Jahres forderte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die pakistanischen Behörden auf, "das Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit für die bedrängte Hindu-Gemeinschaft des Landes zu schützen, einschließlich des Baus von Tempeln zur Ausübung dieses Rechts".