01.06.2021

China: Überwachung total

Chinas Christen müssen im Überwachungsstaat neue Wege gehen

AKREF/AVC/01.06.21 – Heute vor einem Jahr protestierten Menschen in Hong Kong gegen das damals in Planung gewesene „Sicherheitsgesetz“ (wir berichteten). In China gibt es zwar seit einigen Jahren eine Verschärfung der Unterdrückungsmaßnahmen gegen Religionsgemeinschaften und andere Organisationen, die größere Mengen von Menschen verbinden. Das ist für China nichts Neues. Durch viele Jahrzehnte der Verfolgung hat die chinesische Untergrundkirche aber große Kreativität an den Tag gelegt. Immer wieder fand und erfand sie neue Mittel und Wege, um im Glauben zu wachsen und Gemeinschaft zu leben (siehe auch das Video von AVC: "CHINA: Kreativität unter Druck").
 

Die mit Abstand größte kreative Innovation aber brach mit der digitalen Revolution und dem Aufkommen der Smartphones aus. Chinesische Christen haben die digitale Revolution voll ausgenutzt: Bibel-Apps ermöglichten Menschen den Zugang zum Evangelium. Chat-Foren und digitale Hauskreise verbanden die Christen im In- und Ausland, Worship-Musik konnte man streamen.

Die chinesische Regierung hat aber von Anfang an auch auf die neuen Technologien gesetzt mit Videoüberwachung inklusive Gesichtserkennungsalgorithmen, DNA gestütztes Rassen-Profiling, groß angelegte Tracking-Methoden in öffentlichen Verkehrsmitteln und persönlicher Elektronik – alles um die komplette Kontrolle über die Bevölkerung zu erlangen. 2019 wurde schon das „Skynet“-Überwachungsnetz in China eingeführt (wir berichteten). Inzwischen ist auch noch eine umfassende Einschränkung der Nutzung digitaler Kommunikationsmittel umgesetzt, das man „das große Chinesische Firewall“ nennt, das anders als sie berühmte „Chinesische Mauer“ nicht auf Feinde von außen zielt, sondern „den Feind im Inneren“ bekämpfen soll.

Seit die große chinesische Firewall errichtet ist, ändern sich die Dinge für die kreativen Christen Chinas. Internationale soziale Medien, E-Mail-Anbieter und Websites christlichen Inhalts werden blockiert, ebenso Zugang zu und Kauf von Online-Bibeln. Christliche Apps sind aus den chinesischen App-Stores verbannt, der Zugang zu sicheren Netzverbindungen (VPNs) ist erschwert.

Alle digitalen Kanäle der Kommunikation sind von der Regierung überwacht. Das Smartphone ist mit dem Personalausweis verbunden. Es trackt Standort und Kontakte und ermöglicht die mobile Überwachung: Für die Nutzung jedes öffentlichen Transportmittels ist das Einlesen eines QR-Codes erforderlich.

Nun lernt die jüngere Generation von Christen von der älteren, wie man vorgeht, wenn jeder Schritt kontrolliert wird: Versammlungen draußen nach Einbruch der Dunkelheit abhalten, die Bibel auswendig lernen für den Fall, dass sie beschlagnahmt wird, und anderes mehr.

Die AVC schreibt: „Die Zeit des digitalen Segens neigt sich in China dem Ende zu. Die Gemeinde wird neue Wege finden. Helfen wir ihr, indem wir für sie beten. Und lernen wir selbst daraus, uns nicht von Tools abhängig zu machen, die vielleicht nicht von Dauer sind.“